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Farbkontraste als Gegensätze: stark im Branding 1

Die kleine Farbenkunde # 4 1. Teil
Den zweiten Teil dieses Artikels finden Sie hier.

| Komplementärkontrast |

Farben haben Eigenschaften und dadurch Charaktere:

  • Denken Sie an ein Knallrot. Es steht für Leben, Blut, Aktivität, Expres­sivität, Lautstärke.
  • Denken Sie an ein sattes Grün. Es steht für Natur, Pflanzen, Wachs­tum, Leben.

Nebeneinander verkörpern die beiden einen der stärksten Farbkon­traste, den Komplemen­tärkontrast. Sie liegen sich, wie alle komplemen­tären (gegensätzlichen) Paare, in Ittens Farbkreis gegenüber (siehe Abbildung, mehr dazu später). Wir bekommen also zum Charakter der einzelnen Farbe die Wirkung des Farbkontrastes. Diese Wirkung ist im Vergleich zur Farbwirkung der ein­zelnen Farbe eigenständig. Er bringt beide Farben zum leuchten, sie flimmern miteinander, es entsteht Bewegung, Unruhe, Aggressivität…

Bei einem Farbkontrast verändert die eine Farbe die andere in ihrer Farbwirkung. Plötzlich wird es laut, provokativ, dramatisch, bedrohlich – ruhig, nachdenklich, melancholisch oder mystisch.

Aktiv, kraftvoll und grell – aggressiv und aufdringlich | Gefühlvoll, klangvoll – unentschlossen und unwirklich. All das können Sie haben!

Das Wissen um die Wirkung von Farbkontrasten ist keine moderne Errungenschaft der Werbe- und Modeindustrie. Der Künstler Johannes Itten, (1888 – 1967), der ab 1919 am Bauhaus im Weimar lehrte, hat eine Farbenlehre entwickelt, zu der auch die Lehre der 7 Farbkon­traste gehört, die auf seinem Farb­kreis basieren. Dieser besteht aus drei Teilen: den drei Grundfarben oder Primärfarben Gelb, Rot, Blau in der Mitte, den drei Sekundärfarben Orange, Violett und Grün drum­herum und aus den Tertiärfarben im äußeren Kreis.

| Hell-/dunkel-Kontrast |

In der Praxis haben sich bildende Künstler bereits ab 1500 in der Spätrenaissance und im aufkom­menden Barock mit Hell-Dunkel- und Farbkontrasten beschäftigt um Spannungen zu erzeugen.

Der italienische Künstler Caravaggio (1571-1610) schuf drama­tische Bildkompositionen (z. B. »Die Extase des heiligen Franziskus von Assisi«), die den Betrachter durch die Aus­sichts­­losigkeit der Situation beeindruckte oder die Aufmerk­sam­keit ganz gezielt auf ein bestimmtes Detail lenkte um dessen Brisanz zu verdeutlichen.

Meist wurde der Vordergrund einer dunklen Szenerie beleuchtet, oft nur punktuell, um einen Einblick zu geben. Gegensätze, Hervorhebung, Licht sind die Themen des Hell-Dunkel-Kon­trastes.

Seine stärkste Ausprägung ist natürlich der Schwarz-Weiß-Kontrast. Absolute Konkretheit.

Welcher Branche würde eine Marke zugehören, damit dieser Kontrast passt? Welches Produkt könnte ein Unternehmen wirkungsvoller mit diesem visuellen Werkzeug vertreiben? Welche Botschaft könnte durch einen Hell-Dunkel-Kontrast verstärkt werden?

| Farbe-an-sich-Kontrast |

Dieser Kontrast entsteht zwischen reinen, leuchtenden Farben, die im Farbkreis relativ weit auseinander liegen. Er wirkt auffällig, bunt, konkret, fröhlich, kraftvoll und laut.

Nicht als erste, aber in einer bis da­hin außergewöhnlichen Konse­quenz, bedienten sich Künstler der Moderne, insbesondere des Ex­pres­sionismus, dieser Wirkung der reinen Farben. Werke von Henri Matisse (1869 – 1954, »Die Katze mit den roten Fischen«), August Macke (1887 – 1914, z. B. »Four girls«), Franz Marc (1880 – 1916, z. B. »Blau­schwar­zer Fuchs«) und Wassily Kandinsky (1866 – 1944, z. B. »Farbstudien Quadrate«) sind deutliche Beispiele.

Welche Zielgruppe müsste ein Unternehmen mit seinem Produkt ansprechen wollen, damit dieser Kontrast zum Einsatz kommen kann?

| Kalt-/warm-Kontrast |

Es gibt Farben, die eher mit hohen Temperaturen in Verbin­dung gebracht werden, in Ittens Farbkreis rechts, und die, die eher kalt wirken, im Farbkreis links. Wenn beide in Kontrast zueinander gebracht werden, können spannungsvolle Stimmungen entstehen.

In der gegenständlichen Malerei wird der Kalt-warm-Kontrast oft zur Darstellung von Perspektive genutzt. Warme Töne drängen nach vorn und bilden den »Boden« im Vordergrund und Grün- und Blau zeichnen den Übergang vom Wasser zum Himmel, die in der Ferne liegen. Man nennt dieses Phänomen Farbperspektive. Beispiele sind hier Paul Cézanne (1839 – 1906, »Die Bucht von Marseille«) und Vincent van Gogh (1853 – 1890, Caféterasse am Abend).

Welche Botschaft eines Dienstleisters könnte mit diesem Kontrast visualisiert werden?

Kommunikationsdesign arbeitet mit einer Reihe von fundier­ten Konzepten und Techniken um gewünschte Wirkungen zu erzielen und Botschaften zu überbringen.
Letztlich besteht keine gelungene Arbeit nur aus der Anwen­dung eines Prinzips o.ä. Es ist immer das Zusammenspiel von verschiedenen Wissensgebieten, zum Beispiel der Typografie (Schriftkunde), Farben­kunde und Semiotik (Zeichen­the­orie).

Ich würde sehr gerne mit Ihnen zusammen herausfinden, was Ihre Marke, Ihr Produkt, Ihre Dienstlei­stung braucht, um **hervorragend** zur Geltung zu kommen.

Wenn Sie über Ihre Themen mit mir ins Gespräch kommen möchten, schreiben Sie mir unter a.schlunken@gestaltungswille.de und lassen Sie uns einen kostenlose Beratung vereinbaren. Ich freue mich auf Sie!

Mit herzlichen Grüßen_Anna Schlunken

 

Den zweiten Teil dieses Artikels finden Sie hier.

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