Artikel Farbkontraste als Gegensätze: stark im Branding 2

Farbkontraste als Gegensätze: stark im Branding 2

Die kleine Farbenkunde # 4 2. Teil
Den ersten Teil dieses Artikels finden Sie hier.

| Das Auge will gestört werden |

Farbkontraste erregen durch den jeweilig erzeugten Effekt die Aufmerksamkeit des Auges, wie das Flimmern des Komple­mentärkon­trastes, den ich im 1. Teil dieses Themas beschrieben habe. Es muß nicht immer laut, aggressiv und störend sein. Richtig eingesetzt wird es aber immer spannend!

| Qualitätskontrast |

­Farben, bzw. Farbtöne können unterschiedlicher Qualität sein, der Qualitätsaspekt bezieht sich dabei auf die Reinheit, die Leuchtkraft, die Intensität des Farbtons. Ein reiner Farbton kann sowohl durch Abdun­keln als auch durch Aufhellen getrübt werden. Nehmen wir das Gelb aus Ittens Farbkreis und redu­zieren seine Leuchtkraft sukzessive, indem wir Schwarz hinzu­fügen (siehe Abbildung). Der getrübte Farbton bringt den reinen Farbton zum Leuchten. Außerdem kann der Qualitäts­kontrast zur Erzeugung von Räumlichkeit eingesetzt werden, da leuchtende Farben gegenüber den getrübten nach vorne streben. Besonders wirksam ist dieser Kon­trast in Kombination mit dem Quan­titätkontrast. Künstler die den Qualitätskontrast anwenden, sind zum Beispiel Joan Miro (z.B. In seinem Bild »Schwalbe/Liebe«) und Paul Klee (z.B. in »Neue Harmonie«).

Welche Botschaft eines Unterneh­mens oder seines Pro­duktes/­seiner Dienstleistung könnte durch einen Qualitätskontrast verdeutlicht, inten­siviert  werden?

| Quantitätskontrast |

Dieser Farbkontrast, auch Mengen­kontrast genannt, wirkt durch die Größen- und Gewichtsverhältnisse von Farbflächen. Farben haben unterschiedliche »Gewichte«, Gelb und Blau unterschei­den sich zum Beispiel stark voneinander. Das leuchtende Gelb fliegt uns entgegen, das Blau drängt mit seinem Gewicht eher in den Hintergrund. Diese Eigenschaften können genutzt werden um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu lenken oder einen konkreten Eindruck zu wecken. 

In seinem Bild »Der Sämann« von 1888 nutzt Van Gogh die Gewichte der Farben um einen Sonnenhimmel zu schaffen, der, obwohl er perspek­tivisch im Hintergrund liegt, die gesamte Szene bestrahlt. Nehmen wir zu dieser strahlenden Wirkung noch den Quantitätskontrast hinzu, landen wir bei seinem Bild »Sternen­nacht über der Rhône«. Das Bild ist in einem dunklen, zum Teil schwärz­lichen Blau gehalten, welches nur punktuell von gelb durchbrochen wird. Trotzdem wirkt das Bild nicht düster, im Gegenteil. Gerade die sparsame Verwendung der strahlend leichten Farbe erzeugt den Eindruck von Magie. Das strahlende Gelb erzeugt eine vibrierende Spannung zu dem dunklen Blau.

Welchen Eindruck könnte ein Unter­nehmen mit diesem Kontrast erzeugen? Mit Fotografie, Schrift, Grafik…

| Sukzessivkontrast |

Dieser visuelle Effekt ist dem Simultankontrast sehr ähnlich wobei es sich hier eher um eine Art Nach­bild handelt. Die Komp­lemen­tär­farbe eines Farbtons wird nicht simultan (gleichzeitig) erzeugt, sondern erst verzögert (sukzessiv).
Klicken Sie auf die Abbildung und wählen Sie das vierte Bild aus. Richten Sie Ihren Blick für 20 Sekun­den fest auf die rote Fläche, schließen Sie im Anschluss die Augen oder lassen Sie sie umherschweifen. Ihr Gehirn erzeugt ein schwaches grünliches Nachbild.

Farben und Ihre Wechselwirkungen sind starke Werkzeuge um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und Gefühle zu wecken. Emotionen sind bei der Beurteilung von Personen, Firmen und Produkten ausschlaggebend, meist unbewusst.
Bedienen Sie sich dieses Wirkungs­reichtums für Ihre Marke, Ihr Pro­dukt, Ihre Dienstleistung.

Oder für Ihre Wohnung.


Mit herzlichen Grüßen_Anna Schlunken

Blogartikel zum Thema Unternehmenspersönlichkeit und Branddesign

Bei meiner Arbeit und in meinem Blog geht es um Strategien, Emo­­tio­nen, Ziele, Botschaften, Assoziationen und Märkte aber vor allem: um Menschen!

20. Dezember 2019

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